Alles ist toll, oder?

Der 27. Dezember stand an und wie ich es versprochen hatte, stand ich pünktlich am Bahnhof, um Janine abzuholen. Ich konnte es gar nicht erwarten, ihren Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie mich und Abigail am Bahnhof stehen sah. Natürlich war meine Abigail an meiner Seite und auch sie freute sich darauf, Janine wiederzusehen. Die Beiden waren zwar nicht die besten Freunde, verstanden sich jedoch allgemein sehr gut.

Ich muss gestehen, ich war mit meiner Fantasie ein bisschen übereifrig und auch meiner Freundin gegenüber nicht ganz fair! Was ich bislang mit Janine erlebt hatte war toll und ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, sie ab jetzt nur noch abends, oder sporadisch zu sehen. In meiner Fantasie stellte ich mir vor, wie beides zusammenlief. Die Zeit mit Abigail und die mit Janine. Natürlich wusste ich, dass es Wunschdenken war und auch wenn Janine weiterhin regelmässig und lange bei mir sein würde, so Dinge wie nackt kuscheln, waren nicht mehr drin. Wenn ich ehrlich war, dass machte mich ein bisschen traurig. Es ging mir dabei nicht um Sex, sondern einfach um die gemeinsame Zeit. Die war mit Janine wunderschön und half mir sehr, der Mann zu werden, der ich mittlerweile war.

Während wir pünktlich waren, verspätete sich Janine. Gut, dafür konnte sie natürlich nichts, dennoch mussten wir warten. Bei der Kälte im Freien! Wäre ich ein Gentleman gewesen, hätte ich meiner Freundin natürlich meine Jacke angeboten, doch war die deutlich besser eingepackt, als ich es war. Ich fror wie ein Schneider, während sie anscheinend keine Probleme mit der Kälte hatte.

Der Zug fuhr ein, die Menschen stiegen aus und wir suchten Janine. In der ganzen Menschenmenge, verlor ich dann auch noch meinen Schatz, stand auf einmal alleine herum und suchte verzweifelt meine Mädels. Ein Irrsinn, wie viele Menschen das waren und welchen Egoismus die an den Tag legten. Hätten sie Messer gehabt, es hätte Tote gegeben!

Wie aus dem Nichts kam auf einmal etwas angeflogen und klammerte sich an mich. Hier war der Egoismus der Leute wieder sehr praktisch, denn anstatt nach hinten abzuschmieren, rempelte ich gegen irgend so einen Typen, fand wieder halt und konnte den drohenden Sturz abfangen.

Da war sie wieder, meine Janine! Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich mich das machte! Abigail hatte mich zwar die letzten Tage hervorragend abgelenkt, doch vermisste ich die Kleine. Auf freundschaftliche Art, Abigail war da kein Lückenfüller, oder ähnliches.

Kaum hatte ich sie abgesetzt, ging das Feuerwerk los. Die ganzen Tage zusammengepresst in 30 Sekunden, so kam es mir vor. Bis dann Abigail wieder auftauchte. Janine verstand nicht. Ich hatte sie auch bislang noch nicht darüber informiert, da ich der Meinung war, diese grandiose Neuigkeit musste ich ihr persönlich sagen. Wortlos zog ich meinen Schatz zu mir, sie schlang sofort ihren Arm um mich und ich legte meinen Arm auf ihre Schulter.

»Janine, darf ich vorstellen, meine neue Freundin!«

Janine schaute mich an, als käme ich vom Mars. Das verstimmte mich etwas, denn hatte sie nicht gesagt, auch ich müsste eigentlich Chancen bei den Frauen haben? Wenn sie doch der Meinung war, warum schien sie das jetzt nicht zu glauben?

»Deine Freundin? Was ist mit Roman?«

»Cool. An den denkt direkt jeder. Was mit dem ist? Ein Egoist und Blender ist er! Ich hab ihn an Weihnachten rausgeworfen!«

»Einfach so? Und, und dann bist du sofort zu Tony gerannt?«

»Cool, scharf beobachtet! Aber eigentlich bin ich nur zu Tony, um mich bei ihm für mein Verhalten zu entschuldigen. Alles andere hat sich auf einmal so ergeben.«

»Das kann sich einfach so ergeben? Wie geht das denn?«

Warum hatte ich nur so das Gefühl, dass Janine das gar nicht gut fand? Sie schien Abigail gegenüber misstrauisch zu sein. Unbegründet, denn sie hatte in den letzten Tagen nichts von mir gewollt, nichts verlangt und auch nicht versucht, Roman eifersüchtig zu machen.

»Frag mich nicht. Ich war bei Tony, hab mich entschuldigt und der war auf einmal so süss und goldig, es kam einfach über mich und ich muss sagen, er ist echt ein Traum!«

»Ein Traum, ja, kann ich mir vorstellen. Können wir aber jetzt hier abhauen? Ich brauche Urlaub!«

Konnten wir. Ich nahm ihren Koffer und ihren Rucksack, wir gingen zu meinem Auto und nachdem alles verstaut war, ging es los. Janine musste echt fertig gewesen sein, denn sie sprach kaum etwas. Abigail und ich erzählten zwar von den letzten Tagen, wobei wir beim Thema Sex nicht wirklich ins Detail gingen, bekamen auch ein paar Antworten, aber ansonsten war Janine still. Das wunderte mich aber auch nicht wirklich, wenn ihre Eltern tatsächlich so anstrengend waren, wie sie gesagt hatte.

Zu meinem Bedauern wollte Janine auch direkt nachhause. Sie bräuchte Schlaf meinte sie. Schlaf, ohne Zimtgeruch, Weihnachtsmusik und einer singenden Mutter. Das konnte ich nachvollziehen. Wir setzten sie also ab, ich brachte noch ihr Zeug in ihre Wohnung und wurde zum Abschied gedrückt. Aber auf eine seltsame Art und Weise. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich einen Abschied dahinter vermutet. Aber, Abschied wovon? Klar, ich würde jetzt wegfahren, aber ich war doch nicht aus der Welt! Sie konnte zu mir kommen, wann immer sie wollte und in der Kneipe würden wir uns ja auch wieder über den Weg laufen. Vielleicht war das auch nur der Pessimist in mir, der mal wieder etwas analysierte, was gar nicht zu analysieren war.

Stichwort Kneipe. Da ging am Abend dann ein echter Traum in Erfüllung! Ich betrat zum ersten Mal in meinem Leben die Kneipe und hatte meine Freundin dabei. Was das auslöste, geht mir bis heute nicht in den Kopf. Die Verwunderung war gross. Dazu waren wir in der Anfangszeit Gesprächsthema Nummer 1. Wir wurden auch bald getrennt, da die Mädels mit Abigail und die Jungs mit mir reden wollten. Ich bekam Glückwünsche genannt, konnte Neid spüren und einige wollten sogar wissen, wie ich das gemacht hatte. Darauf konnte ich allerdings nicht antworten, denn ich wusste es ja selber nicht!

Unschön war hingegen, ich hörte, wie eins der Mädels Abigail fragte, wie sie Roman für einen Typen wie mich verlassen konnte. Das tat ganz schön weh, doch es wurde sofort von meinem Schatz wieder gut gemacht. Die stellte nämlich unmissverständlich klar, dass ein Roman, der nur auf seine Wirken auf andere Menschen bedacht war, sich nicht mit einem Traummann wie mir messen könnte. Boah, tat das gut! Als sie dann aber sagte, ich sei auch ein perfekter Liebhaber und hätte ein riesiges Genital, wurde ich dann doch etwas verlegen. Aber, sie hatte mich verteidigt! Aller Wahrscheinlichkeit nach, meinte sie es also ehrlich mit mir!

Ich kann auch das Gefühl nicht in Worte fassen, was ich an dem Abend in mir hatte. Wir spielten Billard, wobei ich dieses Mal immer wieder, zwischen meinen Stössen, meine Freundin im Arm hatte. Eine, wegen der mir sogar viel Neid entgegengebracht wurde. Das war so himmlisch. Dazu bekam ich auch immer wieder Küsse von ihr, wurde zum besseren Spielen angefeuert und getröstet, als ich dann doch verloren hatte. Abigail war dabei nicht zimperlich. Ich verheizte die schwarze Kugel, auch wenn ich gar keine Ahnung hatte, wie ich das wieder zustande bringen konnte, Abigail kam sofort zu mir und umarmte mich. Als ich jedoch meine Arme um sie gelegt hatte, schob sie diese nach unten, so dass ich ihren Hintern in der Hand hatte. Das wäre eine kleine Entschädigung dafür, dass ich verloren hatte. Bombe!

Ich fühlte mich an dem Abend so grossartig! Ich war nicht nur ein festes, aktives Mitglied der Gruppe, sondern spielte nun auch im Spiel der Liebe mit! Besser konnte ich es gar nicht treffen!

Ein krasser Tag! Mir fehlte eigentlich nur noch eins, um absolut unschlagbar glücklich zu sein. Janine! Wie gerne hätte ich sie in der Kneipe dabei gehabt. Meine Freundin und meine beste Freundin im Arm? Wie geil wäre das denn gewesen? Wenn die anderen jetzt schon neidisch waren, sie wären geplatzt! Obwohl, mit Janine hatten viele schon die Ehre. Sollte mich das eigentlich irgendwie abschrecken?

Wie war das eigentlich? Männer durften mit so vielen Frauen Sex haben, wie sie wollten. Die waren die Helden. Wenn aber eine Frau mit vielen Männern Sex hatte, war sie eine Schlampe. War das so richtig? Störte es mich zu wissen, dass fast alle männlichen Vertreter unserer Gruppe schon Sex mit Janine hatten? Eigentlich nicht! Sie tat es aus freien Stücken und war, soweit ich wusste, in der Zeit auch immer mit den Jungs zusammen. Also, von meiner Seite gab es da keine Probleme! Wenn Janine damit zufrieden war, störte es mich auch nicht.

Janine war aber nicht da. Die lag wahrscheinlich im Bett und holte Schlaf nach. Konnte ich mir eigentlich gar nicht vorstellen, wie das mit solchen Eltern wäre. Dauerstress an Weihnachten. Früh Morgens am 24. aufstehen. Ne, ne, nichts für mich. Wobei, angeblich gab es viel und gutes Essen. Das hätte mir dann schon eher gefallen!

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