Irgendwie hatte sich bei mir etwas verändert. Nun, da ich mir nicht mehr ganz so sicher war, dass keine Frau der Welt etwas von mir wollte und auch meine baldige Defloration anstand, schien der Pessimist in Urlaub gefahren zu sein. Den Tag über hatte ich noch einiges an Spass mit Janine, bevor wir am Abend zusammen in die Kneipe gingen.
Es wurde natürlich sofort getuschelt, was Janine überhaupt nicht störte. Mich auch nicht, denn es kam nicht allzu oft vor, dass wegen mir im Stillen geredet wurde. Leider war es aber nur Gerede. Zwischen uns war nichts passiert, wenn man den oben ohne Schlaf mal ausser Acht liess. Aber, es würde etwas passieren. An Silvester. Janine und ich und keine Ahnung wie viele Anläufe es brauchen würde, ich würde erst aufgeben, wenn ich hochoffiziell mein erstes Mal gehabt hatte!
Ein erstes Mal hatte ich dann sogar an diesem Abend noch. Zwar nicht mein erster Sex, aber immerhin mein erster Spass mit einem Mädel. Ich weiss nicht mehr genau, was ich zu ihr gesagt hatte, doch meinte sie, ich sei ganz schön frech. Sie kam und kniff mir in die Brust. Einen Tag zuvor hätte das noch für mich bedeutet, ich hätte mir so gut es ging gemerkt, was ich gesagt hatte und in Zukunft wäre mein grösstes Bestreben gewesen, es nicht noch einmal zu sagen. Doch dieses Mal sah ich es in einem etwas anderen Licht. Was, wenn das nur eine Aufforderung von ihr war, dass ich weiter frech blieb und mich wehrte? Was hatte ich denn zu verlieren? Meine bisherige Vorgehensweise hatte dazu geführt, das ich bis 27 nicht ein einziges Mal mit einer Frau intim war. Nie aus Absicht und mit Erlaubnis den Körper einer Frau berührt hatte und noch nicht einmal näheren Kontakt mit einer hatte. Also. Was konnte schon schiefgehen?
Dennoch musste ich meinen Mut zusammennehmen, um aktiv zu werden. Ich sagte ihr also, wenn sie mich noch einmal kneift, könnte ich mich unter Umständen wehren! Sie sah es eindeutig als Herausforderung, denn sofort zwickte mich wieder etwas in der Brust. Das tat vielleicht weh! Aber gut, sie hatte es ja nicht anders gewollt. Mit zitternden Händen griff nun ich zu, erreichte sogar ihre Brust und kniff hinein. Sie lachte, schlug mir auf die Schulter und ging.
Moment, was war da gerade passiert? Ich hatte wahrlich die Brust einer Frau berührt, wenn auch unter Stoff und einem BH. Sie hatte mich nicht verhauen, beschimpft, oder die Polizei gerufen. Sie hatte sogar gelacht und fand es anscheinend lustig! Ach ja, Hose, trockenlegen, ist ja bekannt. Definitiv musste ich daran etwas ändern!
Ich war so geflasht, dass ich ihr einige Sekunden nur nachschaute und mich gar nicht bewegen konnte. War ich wirklich so ein Depp die ganzen Jahre? Wäre es selbst für mich so einfach gewesen? Gut, dass war jetzt nichts wirklich sexuelles, ich würde sie deshalb nicht ins Bett kriegen und mit ihr zusammen würde ich auch nicht kommen. Aber, im Vergleich zu meinen bisherigen Erfolgen war das ein echter Meilenstein! Nur wollte ich das Ganze jetzt nicht zu optimistisch sehen. Ich meine, es war definitiv ein Erfolg, aber ich wollte nun nicht zu jedem Mädel gehen und sie einfach so anfassen. Ein bisschen Vorsicht würde mir nicht schaden!
Den Abend hindurch wurde es dann sogar noch besser! Ich war mit zwei der Mädels nach draussen gegangen. Die wollten mal wieder rauchen und ich hatte weder Lust alleine zurückzubleiben, noch mit den anderen Dart zuspielen. Ehrlich gesagt, ich war unglaublich schlecht beim Dart und deshalb spielte ich nur selten mit.
Auf jeden Fall standen wir draussen. Ich lehnte an der Wand der Kneipe, die beiden Mädels standen vor mir und redeten. Dummerweise über Roman und Abigail und wie süss die Beiden zusammen waren. Hier setzte der Pessimist wieder ein und malte mir Bilder, wie Abigail sich gerade mit Romans Genital beschäftigte. Bevor ich jedoch deprimiert werden konnte, stellte sich eine der Beiden neben mich. Warum? Keine Ahnung. Sie tat es eben und zwar nahe genug, dass ich sie bequem erreichen konnte.
Nun kam der Knaller. Sie fragte mich, was ich denn von dem neuen Traumpaar halten würde. In mir tobte sofort ein Kampf. Pessimist gegen mutigen Draufgänger. Ich selbst spielte so etwas wie Schiedsrichter. Sollte nun der Pessimist gewinnen, der aufgrund dieser Frage in Depressionen verfiel, oder sollte ich lieber mutig sein und etwas wagen? Total rational entschied ich mich fürs mutig sein. Zwar aufgeregt, unsicher und zitternd, hob ich dennoch meinen Arm und legte ihn über ihre Schulter. Total fasziniert beobachtete ich, was da passierte. Sie war keines Wegs ablehnend, genervt, oder so etwas. Nein, sie senkte sogar ein wenig ihren Kopf, damit mein Arm auch genug Platz hatte und kaum hatte er seine Position erreicht, rückte sie noch ein Stück näher an mich ran, damit ich sie richtig in den Arm nehmen konnte.
War das etwa alles nur ein Traum? War ich tatsächlich selbst der Grund dafür, warum mir keine Frau näher kam? Falls dem wirklich so war, dann war ich das dümmste Arschloch auf diesem Planeten! Wie viele Nächte hatte ich damit zugebracht, zu heulen, zu verzweifeln und mir zu wünschen, ich sei wie die anderen Jungs? Das ich Frauen einfach so berühren konnte, sie meine Nähe suchten, sie mich nicht nur als Hofnarren sahen? Dabei taten sie es anscheinend gar nicht, ich hatte mir nur selbst immer wieder ein Bein gestellt! Indem ich versuchte, so positiv wie möglich zu wirken? Einfach unglaublich!
Und es wurde noch besser! Zurück am Tisch gingen zwei der Mädels nach ein paar Minuten wieder aufs Klo. Warum eigentlich immer zu zweit? Ich hatte da von einer wirklich interessanten Theorie gehört. Hatten die Frauen vielleicht drei Stellen am Körper, die sie drücken mussten, um sich erleichtern zu können? Drei Knöpfe, aber nur zwei Hände! Ergo, sie brauchten eine Freundin, die den dritten Knopf drückte. Aber gut, war nur eine Theorie und die hatte noch so ihre Schwachstellen.
Auf jeden Fall, während die Beiden weg waren, kam einer unserer Freunde in die Kneipe und beschlagnahmten einen der Plätze. Demzufolge, als die Mädels zurückkamen, wurden zwei Plätze benötigt, es war jedoch nur einer frei. Wie Mädels manchmal so sind, hatte eine sofort ihren Hintern gepflanzt, während die andere durch die Runde schaute und darauf wartete, dass einer von uns Jungs aufstand. Ihr Blick fiel auf mich, doch dachte ich gar nicht daran. Die anderen taten es auch nicht und die hatten ja Erfolg. Entgegen meines bisherigen Verhaltens, stand ich also nicht auf. Ich tat jedoch etwas anderes! Ich rückte zurück und bot meinen Schoss als Platz an. Das Wunder geschah! Sie fackelte nicht lange und auf einmal hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Frau auf mir sitzen. War ich so froh, dass meine Ladung noch nicht weit genug aufgeladen war, um wieder eine Explosion zu ergeben.
Rekapitulieren wir mal! Vorgestern war ich Tony. Den Typ, den niemand wollte, der Typ, der nie Kontakt zu Frauen hatte. Heute sass ich in der Kneipe, würde an Silvester mein erstes Mal haben, hatte einer Frau in die Hupen gekniffen, eine in den Arm genommen und schliesslich sass eine auf meinem Schoss. Alles einfach unglaublich! Wie man sich doch Jahrelang ständig selbst ein Bein stellen konnte!
Als ich irgendwann daheim war, konnte ich das alles überhaupt nicht glauben! Ausserdem vermisste ich Janine, die natürlich diese Nacht nachhause gegangen war. Doch das war nicht wirklich schlimm. Ich hatte ja so viel, über das ich nachdenken musste. Ich schaute nach meinem Arm, in dem ich eine Frau gehalten hatte. Meine Finger, die das erste Mal ungestraft die Brüste einer Frau berührt hatten. Meine Güte, die Körperstellen würde ich mir doch nie wieder waschen! Na ja, doch, würde ich. Ich war recht sauber und zu lange ohne Wasser gefiel mir nicht! Zwei Tage ohne duschen, schon war ich der Meinung, ich stinke wie ein Iltis und würde die Frauen damit verschrecken!
Boah, da war es schon wieder! Alles, was ich mir in den letzten Jahren zusammengereimt hatte, womit ich die Frauen von mir überzeugen würde, war alles eine Fahrkarte in die Einsamkeit! An diesem einen Tag war ich ich selbst und das hatte voll funktioniert! Warum also weiter alles in meinem Handeln daraufhin analysieren, ob es den Mädels gefiel, oder nicht gefiel? Warum machte ich es nicht einfach wie alle anderen und tat das, wonach mir der Sinn stand? Na gut, nicht ganz so übertrieben. Doch wenn ich zu etwas keine Lust hatte, dann sollte mich auch eine Frau nicht davon überzeugen können, es schliesslich doch zu tun, nur weil sie gut aussah und es wollte!
Genau! Vielleicht war dieses Weihnachten noch kein erfolgreiches, glückliches Weihnachten für mich, doch ab diesem Tag würde sich mein Verhalten grundlegend ändern! In Zukunft hiess es nur noch, ich war genauso eine Persönlichkeit, wie alle anderen und ein gutes Aussehen würde mich nicht dazu verleiten, etwas zu tun, was ich gar nicht wollte! Ich würde in Zukunft dafür sorgen, dass ich etwas dafür bekam, wenn ich etwas geben sollte und ich würde das tun, was ich tun wollte! Wollte ich eins der Mädels in den Arm nehmen, dann würde ich es tun! Wenn sie das nicht wollte, dann konnte sie es mir sagen und ich würde es lassen!